Kollektive Klarheit ermöglicht unsichtbare Führung

Der Effinger im Coronamodus

Wir schaffen eine Heimat,
damit wir werden können, was wir sind
Effinger-Grundsatz zu Ganzheit

Die titelnde Aussage entstammt, etwas abgewandelt, den Unterlagen des Art of Hosting and Harvesting. «Art of Hosting» beschreibt die Kunst, Gastgeber:in für gute Gespräche zu sein und steht zudem für Co-Intelligenz, Zusammenarbeit und Selbstorganisation. Auf dieser Basis können gute Lösungen entwickelt werden, die nicht nur innovativ sind, sondern auch breite Zustimmung und Akzeptanz finden. Auf diesen Weg haben auch wir uns begeben, vor ein paar Monaten.

Im August des letzten Jahres haben wir uns als Community intensiv Gedanken gemacht, in welche Richtung sich unser “gemeinsames Ding”, der Coworking Space mit Kaffeebar, entwickeln kann. Wir standen noch unter dem Eindruck der Auswirkungen des ersten Lockdowns und hofften zugleich, das Schlimmste überstanden zu haben. Wir müssen heute alle feststellen, dass noch nichts vorbei ist. Damals wollten wir die neu entstandene Ausgangslage auch als Chance zur Weiterentwicklung sehen und zugleich die Basis schaffen, dass wir mit dem notwendigen Vertrauen in uns und in eine gemeinsame Zukunft in die Gespräche zur Verlängerung des Mietvertrages gehen konnten. Was dann auch geschehen ist. Die neue Vereinbarung entstand schliesslich im guten Einvernehmen, mit einer Laufzeit wie gehabt und einer flexiblen Kündigungsfrist. Wichtig ist zudem, dass wir nach dem Entgegenkommen während des Lockdowns nun auch eine Mietzinsreduktion von 50 % für die Monate November bis März erhalten haben. Ein Dankeschön darum an die Vermieterseite und an diejenigen, die sich darum gekümmert haben. Wir wissen - und hören es in den Medien - ein solches Entgegenkommen ist leider überhaupt nicht selbstverständlich.

Zurück zum gemeinsamen Samstag, den wir zum Glück noch in einer grösseren Gruppe durchführen konnten. Er hat uns Gelegenheit gegeben, unser Commitment zum Effinger zu überprüfen und zu Themen wie “Organisation & Betrieb” oder “Vielfalt & offene Kultur” Fragen und Ideen zusammenzutragen. Diese Erkenntnisse sind als Spuren gesammelt im Blog zum Workshop vom 29. August.



Wir setzen auf Vertrauen anstatt auf Kontrolle
Effinger-Grundsatz zu Vertrauen

Der weitere Verlauf der Pandemie stellte uns einerseits immer wieder vor neue Herausforderungen, gestattete uns jedoch auch, bei reduzierter Auslastung neue Abläufe und neu entstandene Ideen zu testen und zu integrieren.
Natürlich haben wir vom Circle Werte/Vision uns vorgestellt, Erkenntnisse aus Zukunftsatelier und Workshop zügig aufzunehmen und gemeinsam mit der Community Umsetzungsmöglichkeiten zu kreieren. Vieles entstand denn auch in persönlicher Initiative und Verantwortung. Es ergab jedoch wenig Sinn, das System mit zusätzlichen Herausforderungen zu belasten, wenn schon nur das Offenhalten von Coworking Space und Kaffeebar immer wieder grösstes Engagement und viel Flexibilität verlangt hat und verlangt. Hier haben diejenigen, die immer wieder vor Ort waren, grosse Arbeit geleistet. Vielen Dank!



Wir wählen standardmässig die Transparenz
Effinger-Grundsatz zu Transparenz

Auch wenn zukünftige Entwicklungen noch sehr unsicher sind, haben wir vom Circle Werte/Vision uns entschieden, jetzt eine Standortbestimmung zu machen, um aufzuzeigen, welche Entwicklungen angestossen wurden und wo wir Handlungsbedarf für die nächste Zeit sehen. Wir werden uns in den nächsten Tagen via Slack bei euch melden, um die eine oder andere Antwort auf unsere Fragen einzuholen. 



Wir wollen in fairen, gerechten und
grosszügigen Beziehungen leben
Effinger-Grundsatz zu Gerechtigkeit

Benji hat es eben in der Einladung zum Communitytreffen geschrieben: Wir laufen Gefahr, uns immer mehr voneinander zu entfernen und den Bezug zueinander und zu unserer gemeinsamen Aufgabe im Effinger etwas zu verlieren. Das soll in keiner Weise ein Vorwurf sein. Es ist eine Tatsache und der pandemischen Situation geschuldet. Schauen wir alle, dass wir ein bisschen Gegensteuer geben können, jede und jeder auf seine Weise.

Wir wollen darum auch mit diesem Blog versuchen, euch mindestens mit einem Bein im Boot zu halten und Vorkehrungen zu treffen, die helfen, uns für die Zukunft gut aufzustellen und den Kontakt nicht abreissen zu lassen.
Die folgenden Beschreibungen sind darum als eine momentane Einschätzung zu verstehen. 



Wir fördern schöpferisches Denken
und Handeln und den Mut, Neues zu wagen
Effinger-Grundsatz zu Vielfalt

Umnutzung der Räume: Der Wegfall eines grossen Teils der Raumvermietungen, die neu verankerte Nutzung bestimmter Räume für Angebote aus dem Effinger und die Corona-Auflagen zur Betreibung des Coworkings führten dazu, dass wir verschiedene Umstellungen vornehmen und zum Teil neue Benutzungsrichtlinien einführen mussten. So haben wir heute im 1. OG vor allem Coworking neben den Gesundheitsangeboten im Bärengraben an bestimmten Tagen und der Kunstgruppe am Freitag im Rosengarten.
Im Parterre ist die Lounge Begegnungszone, Aquarium, Atelier und Pläfe stehen zur Verfügung für externe Vermietungen.
Das Labor hat unsere Filmcrew in eigener Regie zu einem perfekten Filmstudio umgebaut, das vermietet und zu gewissen Zeiten auch für Gespräche genutzt werden kann.

Rollen mit Bezahlung: Auch in unserem soziokratisch organisierten System gibt es bestimmte Funktionen, die aufwändiger sind und mit hoher Verbindlichkeit und Sorgfalt erfüllt werden müssen.
So kümmert sich neu Benji um die Administration, was vor allem auch die Finanzen beinhaltet. Gerade in diesem Bereich hat die Transparenz in den letzten Jahren etwas gefehlt, auch weil wir alle der sichern Meinung waren, dass die Erträge so weit stimmen, dass wir unseren Verbindlichkeiten nachkommen können und Mittel zur Verfügung haben, um Schulden abzutragen und Investitionen tätigen zu können. Die Vorzeichen haben sich jedoch geändert und wir sind sicher gut beraten, wachsam und transparent unsere Mittel zu verwalten.
Die Funktion des neu geschaffenen Facility-Managers wird von Markus besetzt. Seine Zuständigkeiten sind quasi in “Entwicklung by doing”. Wir befinden uns in einer Übergangsphase mit sich ändernden Nutzungsrichtlinien. Es ist wichtig, im engen Kontakt mit Markus den zur Verfügung stehenden Raum verantwortungsvoll und fair zu nutzen und mitzuhelfen, auf in Vergessenheit geratenes freundlich hinzuweisen und damit einen Betrieb in geschütztem Rahmen sicherzustellen. 

Verantwortung Tageshost: Es wurde unter anderem diskutiert, dass die Aufgabe zeitaufwändig sei, dass sie die zeitlichen Ressourcen (Schenkzeit) übersteigt, nicht alle gleich begabt sind in der Rolle des Gastgebers/der Gastgeberin und sich darum die Leidenschaft unterschiedlich zeige.
Mit der Schaffung von Tagesteams sind neu Teams für immer den gleichen Wochentag verantwortlich. Die Verantwortung, dass alle Tage besetzt sind, liegt bei den Tagesteams selber. Sie sind frei, einzeln, zu zweit oder als Gruppe die Aufgabe als Host zu erfüllen. Zu zweit oder als Gruppe entsteht die Gelegenheit, sich neben den Hostaufgaben mit gemeinsamen Projekten oder anderen Arbeiten zu befassen. Am Dienstag zum Beispiel können Bildungsthemen aufgenommen werden oder hat der Circle Werte/Vision die Möglichkeit, sich zu treffen.



Wir bauen Vertrauensinstrumente anstatt Kontrollstrukturen
Effinger-Grundsatz zu Vertrauen

Organisation in Circles: Durch die Anpassung der Communitytreffen haben die Circles ihren angestammten und “verordneten” Treffpunkt verloren.  Auch wenn Circles im Open Space Aktivitäten eingeben können, fehlt unserer Meinung nach die bisherige Verbindlichkeit. Es war jedoch vielen von uns wichtig, dass sich Circles zu beliebigen Zeiten treffen können. Doch wie hat sich das in den letzten Monaten entwickelt? Offenbar haben  verschiedene Circles über die Auflösung diskutiert, erfüllen einfach die persönlich übernommene Rolle und treffen sich nur noch bei Bedarf. Sind unsere Circles noch aktiv? Funktionieren sie? Braucht es sie noch? Diese und andere Fragen wurden auch am Zukunftsworkshop intensiv diskutiert. Wie definiert sich unsere soziokratische Organisation? “Circles und Rollen neu debattieren im Communitytreffen” war eine Bemerkung auf dem Plakat “Organisation & Betrieb”. Und da beisst sich die Katze in den Schwanz: Welcher Circle nimmt sich diesen Fragen an? Dies müssen wir klären in der nächsten Zeit.
In welcher Form unterstützen zum Beispiel die Circles Space und Administration Markus und Benji in ihren neuen Funktionen? Sind die Verantwortlichkeiten abgesprochen und transparent gemacht?
Mit Peerdom haben wir unsere Rollen und Aufgaben mal sichtbar gemacht. Die Kreise waren auch in der Lounge sichtbar. Wir denken, wir sollten versuchen, hier wieder etwas mehr Transparenz und Verbindlichkeit zu schaffen.
Der Circle Werte/Vision hat sich letzte Woche getroffen. Wir wollten entscheiden, ob, wie und mit wem die Arbeit im Circle weitergeführt werden soll. Nach unserem Meeting waren wir klar der Meinung, dass es uns weiterhin braucht und wir unsere Rolle leben wollen. Und auch darum liest du im Moment diese Zeilen. 

Gemeinsamständigkeit und Effinger Services: Erste Erfahrungen, gemeinsam in Eigenständigkeit Projekte anzugehen, waren bereits gemacht worden. Nach dem Zukunftsworkshop verfestigten sich Erfahrungen und Ideen und sie zeigen sich heute im Angebot Effinger Services, das vielfältige Kompetenzen umfasst und eine Vielzahl von Menschen aus dem Effinger verbindet. 

Das Colearning: Das Angebot Colearning hat sich im Effinger etabliert. Nach einigen Geburtswehen haben wir eine Form gefunden, in der die jugendlichen Colearner selbstständig und selbstverantwortet und einem Coworker gleich ihre Projekte bearbeiten können und lernen. Unterstützt von einem Colearning-Host und von einem Mentor (Senior Colearner) gelingt es den Jugendlichen immer besser, sich im Coworking Space einzubringen und Kontakte zu anderen Coworkern zu knüpfen. Weitere Colearner:innen, auch erwachsene auf dem Weg ihres lifelong Learnings, sind herzlich eingeladen, mitzutun.

Kaffeebar: Nach dem Lockdown konnte die Kaffeebar wieder öffnen und unter Einhaltung von Auflagen den Sommer und Herbst durch offen halten. Der schon länger bekannte und schwelende Konflikt in der Geschäftsleitung kulminierte Ende des letzten Jahres mit dem Ausscheiden von Salome. Da über diese extrem unglückliche Entwicklung bereits an anderer Stelle informiert wurde, verweisen wir heute einfach darauf, dass Domenica und ihr Team in den letzten Monaten alles unternommen haben, das Machbare zu versuchen und die Kaffeebar mit einem Take away offenzuhalten. Dadurch besteht auch für Coworkende die Gelegenheit, vor Ort weiterhin unseren wunderbaren Kaffee oder sogar vor 18 Uhr ein Bierchen geniessen zu können. Vielen Dank euch, liebes Kaffeebarteam, für euren Einsatz und eure Kreativität. Auch darum bleibt der Effinger weiterhin sichtbar.
Wir haben uns gedacht, dass wir doch - unter Einhaltung der geltenden Bestimmungen - zu einem Fürabebier beim Effinger einladen könnten. Gesagt getan: Durstige und nach Austausch dürstende treffen sich vorerst mal am 13. und am 27. April  um 17 Uhr. Physisch! Schön, wenn auch du dabei bist! Weitere Termine folgen bei Interesse.

Das Miteinander leben: Das nach wie vor virtuell stattfindende Communitytreffen ist ein wichtiger Treffpunkt. Ebenfalls die physische Möglichkeit, sich in der Kaffeepause und am Mittag im Effinger zu treffen. Zum Fürabebier wird oben eingeladen.
In Anbetracht der Umstände ergibt es wenig Sinn, sich nur schon Überlegungen zur Durchführung eines weiteren Effianer-Weekends zu machen. Wir überlegen uns darum, sobald möglich zu einem Samstag einzuladen, der ganz im Zeichen unserer CoKultur stehen könnte. Wir werden diese Idee in der nächsten Zeit mit dem Circle Community vertiefen und euch rechtzeitig informieren.

Nach der Pionierphase sind wir mit dem Effinger rasch in die Standardisierung und Automatisierung hineingekommen. Die Komfortzone war erreicht. So hätte es weitergehen können. Vielleicht. Jetzt ist es anders. Wir sind gefordert, Stärken zu erkennen und zu stabilisieren, Schwächen anzunehmen und nach Verbesserungen zu suchen und Unklarheiten auch mal auszuhalten. Wir leben gerade in unsicheren Zeiten. Das sind wir uns nicht so gewohnt. Vertrauen wir darauf, dass wir das schaffen, trauen wir einander zu, die richtigen Dinge zu tun und trauen wir uns, nachzufragen, klärend und zukunftsorientiert zu wirken und gemeinsam, forschend und entdeckend, neue Wege zu gehen. 

Bleiben wir in Kontakt - und - gesund!

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